Temperatur und Eisbedeckung alpiner Seen als Klimasignale
Alpine Seen sind sensitiv gegenüber Klimaeinflüssen.
Wassertemperatur und Eisbedeckung sind wetter/klimaabhängige
Kenngrößen. Es werden hochauflösende Transferfunktionen
für ausgewählte Paläo(bio)indikatoren und ein Temperatur/Eisbedeckungs-Modell
(TIM) erstellt, auf der Basis kontinuierlicher Wassertemperaturmessungen
mittels Thermistoren. Diese Datensätze werden an Langzeitserien
(Sedimentkernen) angewandt, um Aufschlüsse über ehemalige
Klimaschwankungen und mögliche Auswirkungen einer künftigen
Erwärmung auf Seen der Alpen zu gewinnen.
1998 wurden Thermistoren in 45 Seen zwischen 1500 und 2300 Metern
der Niederen Tauern (Österreichische Zentralalpen) exponiert,
die Wassertemperaturdaten in 2-Stunden-Intervallen liefern.
Diese Datensätze werden verwendet:
(1) um Transferfunktionen für Paläo(bio)indikatoren
(Chironomiden, Zysten von Chrysophyceen, Diatomeen) für Wassertemperatur,
Eisbedeckung, klimaabhängige wasserchemische Parameter, und
regionale Lufttemperatur zu erstellen
(2) um Wasser- mit Lufttemperatur zu koppeln, unter Einbezug (Justierung)
geländemorphologischer Eigenheiten der untersuchten Seen
(Beschattung, Morphometrie, Geländeneigung und Exposition)
In der zweiten Staffel der Untersuchungen werden:
(1) die erstellten Kalibrier-Datensätze und
(2) das TIM-Modell
zur Klimarekonstruktion an ausreichend datierten Holozänen
Langkernen zweier benachbarter waldgrenznaher Seen (gleiches Einzugsgebiet,
im Kalibrierdatensatz erhalten) verwendet, um die Holozäne
Klimageschichte zu rekonstruieren. Zur Datenabsicherung werden
die Ergebnisse aus beiden Seen sowie zweier unterschiedlicher
Modelle (TIM, LRP) miteinander verglichen.
Der Klimawandel wirkt sich auch auf entlegene Gewässer
aus
Dunkelblaue Bergseen, in denen sich die umliegenden
Gipfel spiegeln, gehörten lange zum Inbegriff unberührter
Natur. Auch in der Wissenschaft galten Hochgebirgsseen lange Zeit
als so abgelegen, dass ein möglicher Einfluss des Menschen
auf sie kaum untersucht wurde. Seit den 1980ern weiß man
jedoch, dass sie nicht nur auf Luftschadstoffe empfindlich reagieren
können, sondern auch auf den Klimawandel.
In den letzten 25 Jahren ist die Durchschnittstemperatur in den
Alpen um 1 °C gestiegen, was massive Effekte hat: Der augenfälligste
ist eine Verkürzung der Eis- und Schneedecke. Je früher
das Wasser offen ist, desto mehr Sonne und damit UV-Strahlung
kann darin eindringen - wobei die UV-Durchlässigkeit des
Wassers auch davon abhängt, welche Schwebstoffe es enthält.
Diese Schwebstoffe sind gelöstes organisches
Material, die zahlreichen Bakterien in den Seen als Nahrung dienen.
In Alpenseen stammt dieses organische Material gewöhnlich
von Algen und nur zu einem sehr geringen Teil aus dem spärlich
bewachsenen Uferboden. Mit zunehmender Erwärmung jedoch ist
zu erwarten, dass sich im Uferbereich vermehrt eine dichtere Vegetationsdecke
entwickelt, deren organisches Material aus dem Boden in den See
ausgewaschen werden kann.
María Teresa Pérez und Ruben Sommaruga
vom Institut für Ökologie der Universität Innsbruck
gehören zu den ersten Forschern, die sich in den vergangenen
Jahren mit dieser Thematik befasst haben. Im Rahmen eines FWF-Projektes
gingen sie am Tiroler Gossenköllesee auf 2400 m der Frage
nach, wie sich die Klimaerwärmung auf das Bakterioplankton
von alpinen Seen im Detail auswirken könnte.
Die beiden hängten 50-Liter-Tanks mit Seewasser
in den See, wodurch die darin lebenden Bakterien unter natürlichen
Licht- und Temperaturverhältnissen agierten. Dann fügten
sie den Tanks leicht abbaubares organisches Material aus Algen
bzw. schwieriger abzubauendes aus dem Bodenabfluss des Ufers zu.
Wie sich herausstellte, bestimmt die Herkunft des organischen
Materials tatsächlich die Zusammensetzung der Bakteriengemeinschaft:
Vor allem die Gruppe der Betaproteobacteria, die schon unter normalen
Umständen 50 bis 60 Prozent des Bakterioplanktons ausmacht,
stiegen bei der Zugabe von organischem Material aus Algen auf
einen Anteil von mehr als 80 Prozent an. Gleichzeitig ging die
Häufigkeit einer anderen Gruppe, der Actinobacteria, deutlich
zurück. Wie es aussieht, nehmen beide Gruppen dasselbe an,
doch sind die Betaproteobacteria durch raschere Zuwachsraten imstande,
die Actinobacteria zu verdrängen.
Welche Folgen solche Veränderungen auf längere
Sicht haben können, ist noch ungeklärt. Jedenfalls macht
der Klimawandel offensichtlich auch vor isolierten Biotopen wie
Gebirgsseen nicht Halt.
Quelle: DER STANDARD-Printausgabe, 28.03.2007

Klimawandel und Fische
BAD AUSSEE. Flussbarsche, die in den Toplitzsee und
den Altausseer See eingedrungen sind, gefährden dort die
ansässigen Fischbestände. Schuld ist die Erwärmung
der Alpenseen aufgrund des Klimawandels.
Flussbarsche sind Raubfische, die sich von den Eiern
und Jungtieren anderer Fischarten ernähren. Zu alpinen Seen
dringen sie nicht vor, weil es ihnen dort zu kalt ist. Normalerweise.
Doch der Klimawandel hat dazu geführt, dass die Durchschnittstemperaturen
in den sensiblen Seen des Salzkammerguts stiegen. "Seit den
Fünfzigerjahren um 0,6 Grad Celsius", sagt Matthias
Pointinger, Ausseer Fischereiexperte der Österreichischen
Bundesforste (ÖBf). "Das reichte, damit Flussbarsche
sich im Toplitzsee und im Altausseer See verbreiteten."
Zuerst machten sich die gefräßigen Räuber
über ufernahe Elritzen her. Als sie deren Bestände stark
reduziert hatten, drangen sie in tiefere Gewässer vor und
setzten dort vor allem den Seesaiblingen zu. "Während
der Laichzeit gehen uns Barsche ins Netz, die den Bauch voller
Saiblingseier haben", sagt Pointinger. "Aber sie fressen
Jungfische genauso."
Auf die Fischpopulation in den alpinen Seen wirkt sich das verheerend
aus. "Die Bestände sind in den vergangenen Jahren um
rund 50 Prozent gesunken", sagt Pointinger. "Das ist
für die Fischer natürlich auch ein großer wirtschaftlicher
Schaden."
Die Fischer versuchen nun, die Barschbestände
zu dezimieren. Sie befestigen zu deren Laichzeit Fichtenäste
am Seegrund, auf denen Barsche dann bevorzugt ihre Eier ablegen.
Später werden die Äste aus dem Wasser geholt und die
Eier vernichtet. "Aber ganz verschwinden werden Barsche in
den Seen wohl nicht mehr", sagt Pointinger.
Nährstoffmangel in den Seen: Indessen ist der
Flussbarsch laut Pointinger nicht alleine Schuld. "Durch
die Kanalisation und die Ringleitungen um die Seen dringen weniger
Nährstoffe in die Gewässer ein. Dieser Nahrungsmangel
wirkt sich ebenfalls negativ aus."
Quelle: Oberösterreichische Nachrichten vom 05.04.2007

Moore als Kohlenstoff-Bindemittel
Moore nehmen vier Milliarden Quadratmeter auf der
Erde ein
Bregenz - Moore werden das Klima zwar nicht retten können,
doch deren Erhaltung trägt allemal zum Klimaschutz bei: Der
Kohlenstoffgehalt der Moore entspricht zwei Dritteln des atmosphärischen
Kohlenstoffes und etwa der gesamten Biomasse der Erde.
"Das sind 270 bis 370 mal zehn hoch neun Tonnen (270-370x109
t) Kohlenstoff, alleine im Torf der borealen und subborealen Moore
gespeichert", sagt Gert Michael Steiner, Moore-Spezialist
am Department für Naturschutzbiologie, Vegetations- und Landschaftsökologie
der Universität Wien.
Die Boreale Stufe liegt ungefähr zwischen dem 50. und 70.
Breitengrad auf der Nordhalbkugel der Erde. Das dort herrschende
kaltgemäßigte Klima ist ideal für Moore, denn
die brauchen es feucht und kühl.
Der Großteil der heutigen Moore ist nach der Eiszeit während
der vergangenen 15.000 Jahre entstanden, die Moorfläche weltweit
wird auf vier Millionen Quadratkilometer geschätzt. Das entspricht
drei Prozent der Landoberfläche. "Moore sind einer der
bedeutendsten Faktoren für das Weltklima", sagt Steiner.
Der Mensch, der Moore trockenlegt, macht aus den Kohlenstoffspeichern
Kohlenstoffquellen.
Die vom Niederschlag gespeisten Moore, die Hochmoore, sind stärker
vom Klimawandel betroffen als jene, die von Grundwasser gespeist
werden (Niedermoore), sagt der Moor-Spezialist Steiner. "Doch
wenn das Grundwasser einmal betroffen ist, dann sind die Niedermoore
relativ schnell kaputt." In Österreich überwiegen
die Hochmoore, die meist in höheren Tallagen, im Hügelland
und in Gebirgen verbreitet sind. Das moorreichste Bundesland ist
Salzburg, wenngleich zu den größten Mooren die Rheinmoore
in Vorarlberg und das Bleistätter Moor in Kärnten zählen.
Moore treten meist gruppenweise auf.
Die Unesco hat die Speicherung von Kohlenstoff in Vegetation und
Böden als "großes Potenzial" erkannt - die
Methode, Kohlenstoff außerhalb der Atmosphäre zu speichern,
wird Kohlendioxid-Sequestrierung bezeichnet. "Als besonders
viel versprechend gelten tropische Moore, die enorme Kohlenstoffmengen
binden können", zitiert die Unesco Experten.
Quelle: DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26. 6. 2007

Links:
Institut
für Limnologie
Das Institut für Limnologie der Österreichischen Akademie
der Wissenschaften betreibt ökologische Forschung an Binnengewässern.
Das übergeordnete Forschungsziel ist, die Struktur, Funktion
und Dynamik der Süßwasser-Ökosysteme zu verstehen.
Obwohl sich das Institut vor allem der Grundlagenforschung widmet,
werden Fragen der angewandten Limnologie ebenfalls bearbeitet.
Das
österreichische Feuchtgebietsinventar
Umweltbundesamt
Das Feuchtgebietsinventar Österreich gewährt Einblicke
in die Vielfalt der Moore, Seen und Flüsse Österreichs
und gibt Auskunft über deren Bedeutung - international, national,
regional oder lokal. Darunter fallen Gebiete, die internationalen
Schutzstatus genießen, wie z.B. die Ramsar-Gebiete Neusiedler
See - Seewinkel im Burgenland oder das Rheindelta in Vorarlberg
ebenso wie regional bedeutende Gebiete, wie z.B. der Oberlauf
der Sulm in der Steiermark oder der Pillersee und dessen Umgebung
in Tirol.
Unter der Federführung des Umweltbundesamt wird das Inventar
kontinuierlich aktualisiert und ergänzt. Der Auf- und Ausbau
erfolgt im Auftrag des Lebensministeriums mit fachlicher Unterstützung
der Naturschutzabteilungen der Bundesländer. Die Gebiete
sind in einem geographischen Informationssystem (GIS) dargestellt,
das über das Internet bedient wird (WebGIS). Die Darstellung
der Gebietsflächen ist ein weiterer Schritt zur kontinuierlichen
Erweiterung dieser wichtigen Informationsgrundlage für den
Schutz der Feuchtgebiete.
Die
Ramsar-Konvention
Jedes Jahr wird der 2. Februar als Weltfeuchtgebietstag gefeiert.
Dieser Tag soll an die Unterzeichnung der Konvention über
Feuchtgebiete am 2. Februar 1971 in der iranischen Stadt Ramsar
erinnern und auf die Vielfalt der Feuchtgebiete hinweisen.